Freitag, 5. Oktober 2007

Die neue Bleibe

Delhi ist eine recht stressige und laute Stadt. Sowohl die Gegend meiner derzeitigen Arbeitstätte als auch der Stadtteil Paharganj in dem sich mein bisheriges Hotel „Presidency“ befindet sind nichts für schwache Nerven.
Ich halte mich nicht für einen Menschen mit schwachen Nerven, aber mein bisher einmonatiger Aufenthalt in Delhi zeigt mir, dass ich zumindest eine Lärm- und Stressquelle eliminieren sollte. Somit bahnt sich mein dritter Umzug an, da ich die Arbeitsstätte ja nicht mal so eben wechseln kann.

Aber bevor ein Umzug ansteht muss man erstmal eine neue und vor allem akzeptable Bleibe suchen. Kein leichtes Unterfangen in Delhi mit seinem Verkehr und den nur fast oder gar nicht vorhandenen Straßenbezeichnungen und den immer hinterlistigen Rikshaw-Fahrern.
Die neue Bleibe sollte folgende Kriterien erfüllen:

1) Es darf kein Tempel (egal welcher Glaubensrichtung) in der Nähe sein. Wie in einem vorherigen Bericht schon angedeutet, haben die Inder jegliches Gefühl für Lautstärke irgendwann und irgendwo verloren und somit auch für die immer läutenden Glocken/Klingeln/sonstiger Krachmacher ihrer Tempelanlagen. Und dieses auch noch zu unchristlichen Zeiten beziehungsweise Zeiten, die jeglicher Glaubensrichtung widersprechen.
2) Jegliche Form von Straße, die mehr als 2.000 Fahrzeuge auf zehn Meter Strecke und vier Meter Breite beherbergt, sollte ebenso nicht in unmittelbarer Nähe sein. Des Weiteren sollte die Feinstaubbelastung auf den m³ Luft unter der Gesamtbelastung aller deutschen Städte über 60.000 Einwohner zum Beginn der Sommerferienzeit liegen.
3) Der Helligkeitswert des Zimmers/Raumes sollte auch zur Tageszeit höher sein als an einem Dezembernachmittag in Nordschweden.
4) Es sollte unter tausend Euro im Monat Frühstück inklusive kosten.

Was soll ich sagen. Mit großartiger Mithilfe Leonies ist es uns gelungen eine neue Bleibe zu finden. Diese ist im recht reichen Stadtteil Gulmohar Park gelegen. Name des Guesthouses ist „Home away from Home“. Es hat nur zwei zu vermietende Zimmer und wird von der freundlichen Mrs. Kamte, ihren Sklaven (die natürlich auch mit der Klingel herbeizitiert werden) und ihren Bassets Hushy und Puppy geleitet. Das Zimmer hat einen Balkon, ist sehr hell und alles an Mobiliar ist heil - dieses ist übrigens sehr selten in Delhi. Außerdem ist die Bleibe sehr sauber und somit brauche ich mir als Profi Hausstaub- und Tierhaarallergiker auch keine Sorgen zu machen.
Auch habe ich dort eine stetige Internetverbindung und somit steht ausführlichen Plaudereien nichts mehr im Wege - allerdings erst ab dem 10.10. Der Weg zu diesem Zimmer war sehr steinig und ging mit einer Lektion zum Einkommenssteuersytem Indiens einher. Er war also typische indisch. Denn ketzerisch behauptet läuft hier bis dato nicht allzu viel glatt und ohne eine gewisse Grundgelassenheit wäre der eine oder andere Amoklauf wohl nicht zu vermeiden gewesen.
Aber ich möchte die Leserschaft nicht mit solchen Nichtigkeiten ermüden.
In der Überbrückungszeit haben wir ein Zimmer in der Defence Colony bezogen. Auch eine eher wohlhabende und ruhige Gegend - also ist kein Todeslauf, verursacht durch eine zu hohe Lärm- und Stressbelastung, von meiner Einer in der Zukunft zu erwarten.

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