Montag, 22. Oktober 2007

Meine neue Leidenschaft für Krankenhäuser

Ja was soll ich sagen. Auf der Intensivstation in Agra hat es mir ja schon ziemlich gut gefallen. Allerdings wollte ich auch mal die medizinischen Einrichtungen in meiner derzeitigen Wahlheimat Delhi anschauen und habe es auch getan - auch hier eher unfreiwillig.
Aber wie kam es dazu?
Nach unserem Traumbesuch in Agra habe ich nach unserer Rückkehr erstmal recht lange, recht tief geschlafen und mir ging es wieder einigermaßen gut, ich hatte kein Fieber mehr und ich hatte das Gefühl auf dem Wege der Besserung zu sein. Trotzdem entschloss ich mich dieses Mal einen echten Arzt zu konsultieren, um der Geschichte mal auf den Grund zu gehen. MD Dr. Shashi Mohan ist der Leibarzt Prems und somit hatte ich ein gutes Gefühl. Er ist ausgebildeter Kardiologe, hat in Delhi, London und Oxford studiert und hat mehr als zehn Jahre im Vereinigten Königreich als Arzt gearbeitet. Er untersuchte mich und ließ weitere Bluttests (juhu) in einem Labor ganz in der Nähe seiner Praxis machen. Endlich eine Vertrauenserweckende medizinische Einrichtung. Die saubere Ausstattung und sehr freundliches Personal nahmen mir zwar nicht die Angst vor der Nadel, aber gaben zumindest ein gutes Gefühl für den Ablauf der Prozedur des Grauens. Außerdem konnte man die Testergebnisse noch am selben Tag auf der Homepage des Institutes mit dem Passwort auf der Rechnung abrufen (sehr vorbildlich, aber datenschutztechnisch wohl eher fragwürdig). Die Tests wiesen auf irgendeine Entzündung hin und ich bekam die Lieblingsmedikation eines jeden indischen Arztes verschrieben - ein Antibiotikum.
Ich schluckte brav die mir verordneten Tabletten, aber nach zwei Tagen bekam ich endlich wieder Fieber und auch mein bis dato treuer Gefährte - der Durchfall - hatte sich wieder zu mir gesellt. Also rief ich auf Druck meiner Freundin Shashi an, der mich prompt zu einem neuerlichen Aufenthalt im Krankenhaus bat. Also Sachen gepackt, einen von Prems Fahrern bestellt und ab in die Klinik.
Nun gesellte sich auch endlich mein zweiter - mir in Agra so lieb gewordener Freund zu mir - der Tropf. Da das erste Antibiotikum durch den Tropf nicht anschlug und ich weiterhin Fieber und Durchfall hatte, ließ der Arzt zwei Antibiotika parallel laufen. Kombiniert mit den Infusionen, die meine Dehydrierung aufheben sollten, wurde ich also dauernd umgestöpselt - natürlich auch in der Nacht. Wer sich an die Krankenhausszene bei „Werner Beinhart“ erinnert, bei der die Krankenschwester zu den unchristlichsten Zeiten in das Krankenzimmer marschiert, um irgendwelche Arbeiten zu verrichten und dann schließlich immer das Licht anlässt, weiß wie ich mich Gefühlt habe. Ich verstehe, dass man die Infusionen wechseln muss und auch das Fieber zu messen ist sicherlich sinnvoll (hier noch richtig zeitraubend und fast Antik mit einem Bleithermometer), aber dauernd Blutdruck messen kombiniert mit irgendwelchen Putzkräften, die morgens um sechs den Raum wischen wollen - nein das hat schon manchmal genervt. Des Weiteren sollte der Einsatz von Senfgas als Putzmittel überdacht werden. Ich weiß nicht was die benutzt haben, aber Klebstoff schnüffeln stelle ich mir ähnlich vor - bewusstseinserweiternd und kopfschmerzfördernd.

Zum Glück hatte ich mich für die Deluxe Suite entschieden, die ein Einzelzimmer war. Von daher waren schon mal andauernde indische Familienbesuche ausgeschlossen. Für meinen eigenen Besuch hatte ich dann sogar eine Schlafmöglichkeit, die netterweise sogar benutzt wurde. Außerdem kann man in Indien durchaus sein Mobile im Krankenhaus benutzen und so hatte ich immer Zeitvertreib durch besorgte Anrufe aus der Heimat - vielen Dank dafür. Außerdem noch Dank an Leonies Papa, der uns immer mit Ratschlägen und Einschätzungen aus medizinischer Sicht zur Seite stand. Für mich war es doch immer ein gutes Gefühl, die Tests noch einmal aus Deutschland überprüfen zu lassen. Zu guter Letzt möchte ich noch „Rajivs Power Mac“ danken, der mir gütigerweise unwissend sein wenn auch schwaches WLAN Netzwerk im Krankenhaus zur Verfügung stellte. Und jetzt ist ein für alle Mal Schluss mit langweiligen Berichten aus Krankenhäusern.

Das Leben und die Arbeit rufen.

FYI:
Sehr zu empfehlen bei langweiligen Krankenhausaufenthalten: „Resturlaub“ von Tommy Jaud als Hörbuch - gelesen von Christoph Maria Herbst (Stromberg).

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

guude1

in der tat ein sehr geiles buch.

und wie is jetzt die diagnose???
hört sich ja net so gut an. du wirst doch net den löffel abgeben wollen???

gruß

Andreas hat gesagt…

Wohl irgendein Agroparasit. Weiß man aber nicht...

Anonym hat gesagt…

dei deutscher ASTRAlkörper wird schon damit fertig werden.