Mittwoch, 31. Oktober 2007

Die Frau und das rollende Ungeheuer

Dass manche technischen Errungenschaften der westlichen Welt nicht in letzter Instanz in Indien die Regel sind hatte ich schon erlebt, als ich unbedachterweise meinen Fotoapparat in einem großen Mob zückte. Folgende Geschichte war aber trotz meines mittlerweile zweimonatigem Aufenthalts hier in Delhi ein Unikum und darüber hinaus sehr belustigend. Ich hatte mich zum wiederholten Male zum Essen am Connaught Place verabredet. Der C.P. liegt ca. 2 km von meiner Arbeitsstätte, dem Chawri Bazar, entfernt. Ich entschied mich also mir direkt nach der Arbeit eine Motor-Rikshaw zu organiseren, da Fahrrad-Rikshaws sich dem Zentrum Delhis nicht nähern dürfen.
Die Organisation eines Fortbewegungsmittels stellte sich aber leider nicht als so einfach dar, da sich das größte Fest der Hindus namens Diwali nähert und das Verkehrsaufkommen Delhis seitdem Tag für Tag unaufhaltsam wächst. So dauerte es schon eine Viertelstunde, um ohne verlorene Gliedmaßen die circa fünf Meter breite Straße zu überqueren. Der indische Verkehrteilnehmer war an diesem Tage besonders rücksichtslos, da auch er wusste, dass jede gen Abend verstrichene Minute den Weg nach Hause oder zum Geschäft der Wahl um zwanzig Minuten verlängert. Ich überlegte zwischenzeitlich schon mir eine Brücke zu bauen, um an den Verkehrsknotenpunkt namens Darya Ganj zu kommen, da schoss mir der Gedanke durch den Kopf den Weg zum Zentrum mit der Metro zurückzulegen. Gesagt getan. Ich enterte den Eingang der U-Bahn ohne Probleme und die Taschenkontrolle ließ ich auch hinter mir ohne die Tasche öffnen zu müssen, denn Ausländer westlicher Herkunft können anscheinend keine Terroristen sein. Ich werde hier zumindest meistens einfach mit einem Lächeln durchgewunken. Und das obwohl ich mich schon selbst als gefährlich einstufe. Na ja, Spaß bei Seite.
Auf jeden Fall war ich ein wenig spät dran und ich wollte meinen Essenspartner darauf hinweisen, dass ich mich ein wenig verspäten würde, da fiel mir ein kleiner Tumult an der zum Gleis führenden Rolltreppe auf. Neugierig wie ich bin wollte ich natürlich auch an der Freude der dort stehende Personen teilhaben, außerdem wollte ich natürlich generell in Erfahrung bringen, was dort vor sich ging.
Es handelte sich um eine Frau in dem Alter von in etwa dreißig Jahren, die nicht wusste wie sie mit der Rolltreppe umgehen sollte. Jeder Schritt auf das sich bewegende Ungetüm wurde von einem lauten Schrei und einem sehr schnellen Schritt zurück auf das Festland begleitet. Das ganze Prozedere dauerte bestimmt zwei bis drei Minuten bis sich zwei indische Mit-Rolltreppenfahrer erbarmten und sie unter ihre Fittiche nahmen. Letztendlich war die Frau nicht mehr ängstlich, sondern hatte sogar Riesenspaß und konnte zum Schluss der doch recht langen Rolltreppe alleine auf ihrer Stufe stehen. Es war eine Mordsgaudi das alles zu beobachten. Dass ich selbst nicht „geholfen“ habe entschuldige ich heute mit meiner journalistischen Tätigkeit und der Pflicht das Ganze so genau wie möglich aufzuschreiben.

Und wir müssen in die Achterbahn um solchen Spaß zu haben. Eigentlich traurig, aber so eine Achterbahn ist doch auch eine super Sache.

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